Es schwingt noch das Erleben der Gastfreundschaft, der offenen Aufnahme inmitten der Familie in Utes Haus in mir nach, die intensiven Gespräche am Abend und am Morgen, an dem dann mein Freund Matthias vor der Tür steht, mit dem Zug aus Kassel angereist. Wir machen uns pünktlich auf den Weg, die Sonne scheint, und bringt das junge Grün der Blätter im Wald zum Leuchten. Es ist ein wunderschöner Weg, meist am Waldrand entlang des Höhenzugs nach Süden. Wir haben uns lange nicht gesehen, haben uns viel zu erzählen und mit dem geplanten Schweigen ist es nicht so weit her. Wir wundern uns wie schnell die Zeit vergeht, und wie weit wir nach gar nicht so langer Zeit schon gekommen waren. Nach einer längeren Mittagspause machen wir uns wieder auf den Weg, um den letzten Höhenzug nach Nikolausberg zu erklimmen, wo wir den Bus nach Göttingen nehmen wollten. Das wären dann ziemlich genau 20 Kilometer gewesen.

Aber es sollte anders kommen: Bei Matthias, der sowieso seit einiger Zeit Schwierigkeiten mit dem Gehen hatte, hat sich eine Blutblase gebildet. Zunächst möchte er den Weg unbedingt noch zu Ende laufen, aber als ich meine starken Bedenken äußere, ist er doch auch einverstanden, die nächste Gelegenheit zu nutzen und schon ab Billingshausen mit dem Bus zu fahren. Ich selbst bin auch nicht wirklich unglücklich darüber, dass ich mir den steilen Berg mit dem Pilgerwagen ersparen kann. Und so sind wir recht früh in Göttingen angekommen, was mir die Möglichkeit gibt, mit dem Bus zu Ruth, meiner Gastgeberin dort zu fahren. Sie wohnt ganz oben am Stadtrand, genau dort, wo wir am nächsten Tag den Weg nach Duderstadt fortsetzen werden.

Die frühe Ankunft passt auch ganz gut, da am Abend ja noch die Veranstaltung im Yogazentrum vom Weg der Mitte ist. Wie zum Beginn der Reise in Berlin bin ich auch in Göttingen zum ersten Mal in diesen schönen hellen Räumen. Es ist die letzte von – ich weiß gar nicht mehr genau wie – vielen, und es wird ein schöner, passender Abschluss, bei dem es wieder möglich war, gut miteinander ins Gespräch zu kommen zum Friedensthema und zum Pilgern und mit einer abschließenden Friedensmeditation.

Diese Zeilen schreibe ich in dem geräumigen Appartement, das Ruth und ihr Mann mir zur Verfügung stellen mochten, eine sehr luxuriöse Pilgerunterkunft. Es ist auch ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass ich nur noch 2 Tage unterwegs sein werden, dass die Pilgerreise unweigerlich ihrem Ende entgegen geht. Die treuen lesenden Begleiter des Blogs möchte ich heute schon darauf einstimmen, dass der Bericht über die letzten beiden Tage wahrscheinlich ein wenig Zeit brauchen wird und auch für ein zusammenfassendes Resümee brauche ich wohl noch ein wenig Abstand. Ich hoffe trotzdem, dass es auch dann noch euer Interesse findet.

Weg und Bildern in Komoot: 28. Pilgertag, von Northeim nach Billingshausen (Göttingen)