Nun bin ich 10 Tage unterwegs, es ist ein Drittel der Zeit um. Ich finde, dass sich das Thema unter dem ich unterwegs bin, in meinem Erleben spiegelt: Nicht nur äußerlich, so wie ich heute ungeplant an dem KZ-Mahnmal vorbei pilgerte oder das Schild an der Kirche bemerkte zum Thema  „Frieden predigen“ oder eine Landschaft erlebe, in der der Unfrieden des Menschen mit der Natur sichtbar wird. Dieser Schmerz ist mir tagelang deutlich spürbar.

Auch in mir bin ich weniger im Frieden, als ich mir das erhofft und mit den Erfahrungen des letzten Pilgerns erwartet hatte. Das hängt auch mit dem großen inneren Thema zusammen, mit dem ich unterwegs bin. Dies erlebe ich natürlich besonders in den Zeiten, in denen ich allein unterwegs bin. Und wie gut und schön ist die Abwechslung, wenn ich Mit-Pilgernde habe und dadurch auch eine Auszeit in meinen eigenen Gedankenkreisen.

Der Start insgesamt war wunderbar. Der Aufbruch mit so vielen Menschen aus Berlin, das unerwartet schöne Wetter, die liebliche Landschaft aus Berlin heraus um Potsdam und bis Kloster Lehnin. Und ich war wunderbar begleitet. Der innere Prozess änderte sich mit der Landschaft, ab Lehnin habe ich die Landschaft verwüstet und menschenfeindlich erlebt. Am schlimmsten war der Regentag den Kanal entlang nach Genthin. Obwohl die Landschaft sich nur mäßig veränderte, hat mich die Begleitung durch Diana und Torsten über die nächsten zwei Tage dann wieder gut getragen. Es war wie ein Weg in die Osternacht hinein, in der heute eine Ahnung des neuen Lichts zu spüren ist – und neue Zuversicht.

 Mein Pilgern soll ja den Ausbau des Kirchenraums in Gerode befördern, da finde ich es ein besonders interessantes Thema, wie sehr es mich erreicht, ob ein Kirchenraum mich einlässt, willkommen heißt oder ausschließt.

Es gab zwei besondere Glücksmomente, die mit der Offenheit dieser Räume zusammenhängen: in Kloster Lehnin, wo mir der Schlüssel für die verschlossene Kirche gegeben wurde und heute Kloster Neuenberg, wo – gegen jede Wahrscheinlichkeit – die einsame Kirche offen stand. Was das im Einzelnen zu bedeuten hat, ist mir noch nicht verständlich. Ich weiß aber mit Sicherheit, dass es eine sehr starke Bedeutung hat, die weniger mit der Kirche als Raum zu tun hat, als mit dem Erleben eines Friedensraumes in mir und der dazugehörigen Öffnung nach oben.