unterwegs für eine Vision

Monat: April 2022 (Seite 5 von 5)

1. Pilgertag: von Berlin Zehlendorf nach Potsdam

Am nächsten Morgen, der erste Pilgertag, treffen wir uns in fast der gleichen Besetzung. Wir stimmen uns ein, und mit dem irischen Pilgersegen beginne ich meinen Weg – mit 15 Menschen, die mit pilgern. Die meiste Zeit gehen wir im Schweigen, immer wieder halten wir inne, mit kleinen Übungen der Achtsamkeit, um den Unterschied zu erfahren, der Pilgern vom Wandern unterscheidet.

Der Weg führt durch lichten Wald aus Berlin heraus, den Mauerweg entlang, über die Glienicker Brücke mit ihrer bewegten Geschichte, und so begleitet uns das Friedens Thema von den ersten Schritten an: wir werden daran erinnert, daß heftige Veränderungen auf friedlichem Wege möglich sind.

Glienicker Brücke

Das Wetter meint es gut mit uns: obwohl Regenschauer angesagt waren, kommen wir mit einer kleinen Ausnahme trockenen Fußes in Potsdam an, wo uns am Stadtrand einige verlassen und die Straßenbahn zurück nehmen.
Bei wieder schönen Wetter wandern wir mitten ins Zentrum von Potsdam hinein, wo wir in einer Beratungsstelle in einem schönen meditativen Raum das gemeinsame Erleben auch gemeinsam abschließen. DER Tenor ist große Dankbarkeit für die Erfahrung, wie bereichernd die Haltung des Pilgerns – auch an nur einem einzigen Tag – sein kann.


Nach dem herzlichen Abschied kehrt die Gruppe nach Berlin zurück, und ich suche den Weg in meine kleine Pension, die ich vorher reserviert hatte. Um 8 Uhr liege ich im Bett, und eine tiefe Erschöpfung kommt über mich, die ich erst am nächsten Tage richtig einordnen kann.

Der Tag in Komoot: 1. Pilgertag

Auftaktveranstaltung im WEG DER MITTE

Eine freie A2 bringt uns (meine Frau Silvia und mich mit meinem ganzen Pilger Gepäck) von Hildesheim nach Berlin Zehlendorf, wo in der Ahornstraße das Stammhaus des Vereins WEG DER MITTE in Berlin ist.
Dort treffen sich am Freitagabend 17 Menschen, Mitarbeiter und Freunde des WEG DER MITTE und von mir. Der große Yoga und Meditationsraum ist mit einem besonderen Schmuck in der Mitte hergerichtet: es ist ein Symbol für den Pilgerweg auf den ich mich begebe bzw. in den Zeiten der Vorbereitung schon längst begeben habe. Ein Band verbindet den Anfang im Zentrum in Berlin mit dem Pilgerziel in der Klosterkirche in Gerode, den Friedensort, der zum Friedenszentrum werden wird.

Dort wird das Projekt erläutert, ich spreche über meine Erfahrungen mit dem Pilgern vor 3 Jahren und den Möglichkeiten, sich diesem Pilgern im Jahr 2022 anzuschließen, und was an Veranstaltungen geplant ist.
Mit einer Friedensmeditation wird der inhaltliche Teil beendet. Wir gehen nach draußen, wo inzwischen ein Feuer brennt. Wer mag bekommt eine warme Suppe und zum Abschluss singen wir gemeinsam ein vedisches Mantra.

Schon wieder Spenden?

Spenden hat Konjunktur in diesen Tagen. In Nachrichten und Medien werden überall die Hinweise eingeblendet, wie wir für die Opfer des Krieges in der Ukraine direkte finanzielle Hilfe leisten können und viele von uns werden dieser Aufforderung auch nach ihren Möglichkeiten nachgekommen sein. So nahe kommen uns Menschen in wahrhaft existentieller Not nicht sehr oft.

Auch das Projekt für das Friedenszentrum Klosterkirche Gerode wendet sich an die Bereitschaft von Menschen, einen freiwilligen Beitrag für etwas zu leisten, das ohne diese Beiträge nicht stattfinden oder entstehen würde.

Und ich erfahre gelegentlich, dass da plötzlich eine Konkurrenz auftaucht: wohin ich meinen Beitrag zur Linderung von Not und meinen Beitrag für eine bessere Welt jetzt adressiere.

Warum spenden wir überhaupt – und was tun wir da eigentlich?

Ich sehe beide Beweggründe als wesentlich an: Durch Spenden helfen wir in existentiellen Notsituationen und wir unterstützen Vorhaben, die uns besonders wichtig erscheinen, deren Sinn und Vision wir teilen.

Ersteres hat eine starke emotionale Komponente: Schockierende Bilder von Krieg, Zerstörung, Verelendung und Katastrophen erreichen uns zuerst auf der Herzebene. Das ist Ausdruck unseres menschlichen Potentials zu mitfühlendem Handeln.  

Bei der zweiten Art ist unser Geist stärker beteiligt. Das drückt sich oft z.B. in langfristiger Verbindlichkeit aus, wenn wir uns entscheiden, viele Jahre die Ausbildung eines Menschen in einem Entwicklungsland zu unterstützen oder regelmäßig eine Organisation, die nur so ihre für uns sinnvolle Aufgabe erfüllen kann.

Diese beiden Formen können und sollen sich ergänzen! Es muss kein Gegeneinander geben: ich tue das eine, weil es wichtiger ist als das andere. Wir können unsere Aufmerksamkeit auf zwei wesentliche Ebenen gleichzeitig richten, die in unserer emotional-geistigen Motivation und Haltung dann in den Vordergrund rücken. Im vedischen System der feinstofflichen „Chakren“ sind dies das Herzchakra und das „dritte Auge“ als Ausdruck von Mitgefühl und von intuitiv erlangter Vision. Eine solche energetische Sicht ist hilfreich, weil sie uns den Blick dafür öffnet, dass es beim Spenden insgesamt um „Energie“ geht, um ein ausgleichendes Handeln, in dem sich Menschen, die abgeben können, mit jenen verbinden, die bedürftig sind.

Wenn wir jetzt für die Opfer des Krieges in der Ukraine spenden, ist eine energetische Sichtweise dazu vermutlich leicht nachvollziehbar.  Aber auch im Falle einer langfristig sinnorientierten Spende geht es um eine ausgleichende Verbindung: Die Förderung von Mitmenschlichkeit oder der Ausbau friedensstiftender „unrentabler“ Strukturen befindet sich in einem kulturellen „Niedrigenergiefeld“, das der „Zuwendung“ bedarf.

Das Pilgerprojekt für den Ausbau der Klosterkirche in Gerode zu einem Friedenszentrum wurde einige Zeit vor Beginn des Kriegs geplant. Die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine machen deutlich, dass das Bewusstsein für den Wert des Friedens nicht weit genug reicht und verleihen dem Vorhaben eine ungewollte aktuelle Bedeutung.

Die Sehnsucht nach Frieden wohnt jedem Menschen inne. Damit immer wieder in innere Verbindung zu kommen, ist die Voraussetzung auf der individuellen Ebene, um im erweiterten Umfeld friedensbewahrend und friedensstiftend wirken zu können. Für diese Sehnsucht auch Orte zu schaffen, wo innerer Frieden gefördert und als reale Erfahrung spürbar wird, war der grundlegende Impuls für mein Pilgern mit dem Aufruf nach einer Beteiligung über Spenden. Kloster Gerode ist für bereits heute ein Ort, an dem innerer Frieden immer wieder erlebt werden kann. Und er ist dafür geschaffen, Keimzelle einer weiter in die Gesellschaft wirkenden Friedensbewegung zu werden, die ihren Ausgangspunkt in uns selbst hat.

Dafür werbe ich um Spenden: diese Vision gleichzeitig energetisch zu nähren NEBEN der aktuell nötigen Spendenbereitschaft aus Mitmenschlichkeit.

Die andere ethische Ausrichtung, nach außen in die politische Verantwortung beschreibt gut der Artikel von T. D. Petzold: > Frieden durch eine UNO-überwachte Abrüstung

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