Es ist Sonntagabend und ich sitze in einem kleinen Zimmer, in einer typischen Monteurunterkunft. Die letzten Tage waren so voll, meist auch an den Abenden, dass ich erst heute wirklich Zeit finde, den Weg und was mir darüber hinaus noch wichtig erscheint zu beschreiben. Petra hat die treuen Blog-Leser ja schon darüber informiert, dass es mir manchmal einfach nicht möglich ist, mich am Abend noch aufs Schreiben zu konzentrieren.
Heute bin ich früh dran. Der Weg war nicht besonders weit. Ich bin wieder allein unterwegs und es gibt auch nichts vorzubereiten.
In den letzten Tage war das ja meist anders:
Mit dem Weg von Gardelegen nach Kusey habe ich eine lange Phase des allein unterwegs Seins abgeschlossen. Die Tage seit Mittwoch bis gestern waren gefüllt von Begegnungen und dem Zusammensein mit vielen vertrauten Menschen und dem Eintauchen in ihre familiären Situationen.
Ich habe mich darin sehr angenommen und ausnahmslos wohl gefühlt. Ich war eigentlich immer Teil einer Familie und die Hilfsbereitschaft war enorm. So ging es zum Beispiel immer mal wieder darum, mich und andere Mitpilgernde irgendwo hinzubringen oder abzuholen, um den Weg anzupassen, das Gepäck zu transportieren oder um Material zu den Veranstaltungen zu bringen. Es fühlte sich fast so an, als ob ein ganzer Fuhrpark nötig wäre, um das Pilgerprojekt zu unterstützen: Bis Wolfsburg Petra und ihre Tochter Anna als Chauffeurinnen, in Wolfsburg dann Colins Eltern, die uns und Colins kranke Tochter entsprechend von da nach dort transportierten, so dass alles wie am Schnürchen laufen konnte.
Die Hilfsbereitschaft und das bedingungslose Angenommensein erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Dies war eine wunderbare Grundlage für die Veranstaltungen, die vor mir lagen.
In Wolfsburg war in den 2 großen Zeitungen jeweils ein ausführlicher Artikel zu dem gesamten Pilgervorhaben und zu der Veranstaltung in der Heilig-Geist Kirche – einem spektakulärer, moderner Kirchenbau des finnischen Architekten Alvar Aalto – erschienen. Und so waren wir alle, Petra, Colin und sein Vater, der ebenfalls mitkam, entsprechend neugierig, wieviele Menschen denn wohl kommen würden.
Wir waren dann zusammen 15 Personen im Gemeinderaum. Eine gute Anzahl, um miteinander wirklich ins Gespräch zu kommen. Im ersten Teil erläuterte ich den Sinn und Zweck der Pilgerreise, im zweiten Teil sprach ich darüber, dass wir mit dem Frieden in uns selbst beginnen sollten, und nach einer Pause endete der Abend mit einer Meditation zu diesem inneren Frieden.
Ein wenig enttäuscht war ich schon, dass sich trotz der enormen journalistischen Vorarbeit nicht mehr Menschen eingefunden hatten. Gleichwohl fühlte sich der gesamte Abend rund und stimmig an.
Überraschenderweise war das gestern, 2 Tage später, in Braunschweig genauso: Auch die kleine Kapelle, die man mir dort in der Riddagshauser Klosteranlage zur Verfügung gestellt hatte, war ein wunderschöner kleiner Raum. Ob die Veranstaltung in der Zeitung überhaupt angekündigt worden war, dazu wusste ich nichts, denn es gab keine Rückmeldung an mich.
Nun: ich bin nicht allein geblieben. Es kam eine nette ältere Dame, mit einem Zeitungsausschnitt in der Hand, der die Veranstaltung vor über 2 Wochen in 3 Sätzen angekündigt hatte. Wir kamen gut miteinander ins Gespräch und haben die Zeit mit einer kleinen Besinnung zum Friedensthema beendet. Die besagte Überraschung war tatsächlich, dass ich keinerlei Enttäuschung in mir spürte. Es war wie es war und es war gut so.
Angekommen.
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